Wer ist verantwortlich für die Texte?
Primär haftbar ist der Werbetreibende im Sinne des Werbegesetzes – also der oder die Auftraggeber*in einer Werbung, was im Allgemeinen das Unternehmen ist, dessen Produkte oder Dienstleistungen beworben werden. Aber auch Werbeagenturen oder zuarbeitende Dienstleister, z. B. Übersetzungsbüros, können bei Verstößen unter Umständen für die publizierten Inhalte haftbar gemacht werden.
Das bedeutet konkret, dass sowohl das werbetreibende Unternehmen als auch beitragende Dienstleister eine besondere Sorgfaltspflicht für die Inhalte haben. Diese kann eigentlich nur durch die explizite Freigabe der Werbetexte bzw. deren Übersetzungen durch die Auftraggeber*innen erfüllt werden.
Welche Strafen drohen?
Die Strafen, die bei einem Vergehen gegen das Werbegesetz verhängt werden können, sind erheblich. Wer gegen Artikel 9 (3), also gegen die verbotenen Phrasen verstößt, kann mit Bußgeldern zwischen 200.000,00 RMB und 1 Million RMB (entspricht etwa 25.000,00 EUR bis 130.000,00 EUR) belegt werden. Darüber hinaus sind weitere Sanktionen gegen ein Unternehmen möglich, die im Wiederholungsfall bis zum Entzug der Geschäftslizenz führen können.
In einem Fall wurde ein Kosmetikunternehmen in Shanghai wegen falscher Aussagen zu über 2,7 Mio RMB Strafe verurteilt – umgerechnet über 350.000 Euro. Die Firma hatte behauptet, dass eines ihrer Shampoos nach angeblich fünfmaliger Anwendung Haarspliss und brüchige Haare kuriere.
Auch die Werbung für die Zahnpasta Crest, eine Marke von Procter & Gamble, der zufolge die Zahnpasta schon nach einmaliger Nutzung zu deutlich weißeren Zähnen führen sollte, war unhaltbar. Das Unternehmen wurde nach dem chinesischen Werbegesetz bestraft: in diesem Fall mit einer Strafzahlung von über 6 Millionen RMB (entspricht etwa 785.000,00 EUR).
In einem weiteren Fall musste die chinesische Website eines großen deutschen Unternehmens über mehrere Wochen vom Netz genommen und überarbeitet werden, weil die Behörden in den Texten Superlative fanden, die nicht mit dem Werbegesetz vereinbar waren. Hier waren die Behörden nicht von sich aus tätig geworden, sondern sie reagierten auf eine Anzeige – von der Konkurrenz.
Die Beispiele zeigen, dass Risiken für chinesische Übersetzungen, die aus dem Chinese Advertising Law erwachsen, durchaus real sind und schmerzhafte Folgen nach sich ziehen können.